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Mein Alltag mit Corona oder The end of the world as we know it (1)

Liebe Leser*innen,

hier war es lange ruhig. Der Grund dürfte für jeden offensichtlich sein.

Aber aus großer Not entsteht große Kreativität. Und so auch eine Kooperation. Die wunderbare Manja von stiftmarkerpapier.de wollte gern mal Texte von mir illustrieren, so haben wir mit den Corona-Chroniken angefangen. Und so geht es los:

 

Teil 1 – Wie mich das Ende der Welt überraschte

The end of the world as we know it – der Song von REM ist aktueller denn je.

Das Ende der Welt, wie ich sie kannte, begann am Donnerstag, 12. März 2020. Da vermeldete die Neue Presse Hannover, dass in der bevorstehenden Woche die Schulen geschlossen werden. Ich saß auf dem Spielplatz, als diese Pressemeldung auf mein Handy schwappte. Panik breitete sich aus – auch andere Mütter auf dem Spielplatz hatten die NP abonniert. Sofort gab es wilde Diskussionen. Die ersten Notbetreuungsvereinbarungen wurden getroffen. „Montag muss ich unbedingt ins Büro, Dienstag kann ich Überstunden abbauen, da kann ich Dein Kind mit betreuen, nimmst Du meins Montag? Und wer hat am Mittwoch frei? Donnerstag kann unsere Babysitterin kommen, die übernimmt bestimmt gern noch zwei zusätzliche Kinder.“

Kaum waren die Wochentage verteilt, kam die nächste Pressemeldung: April April, das Kultusministerium hat die Meldung gar nicht bestätigt. Und das war der Punkt, an dem meine Welt sich plötzlich merklich anders drehte: Ich war gar nicht erleichtert, sondern besorgt. Obwohl es beruflich der Super-Gau wäre, ich wollte nicht, dass meine Kinder mit der akuten Bedrohung durch Corona in die Schule gehen. Umso erleichterter war ich, als am Freitag, dem 13.3. auch endlich das Kultusministerium bekanntgab, dass die Schulen doch geschlossen würden. Hätte ich in den zwei Tagen ein Langzeitblutdruckmessgerät getragen, wäre das wahrscheinlich am Freitagmittag explodiert.

Wir haben also eine Zeitrechnung vor Schulschließung und nach Schulschließung. Innerhalb der Zeitrechnung nach Schulschließung unterteile ich noch in vor den Osterferien und nach den Osterferien.

Denn vor den Osterferien gab es von den Schulen meiner Kinder die Empfehlung, einfach mal die Mappen durchzugehen und ein bisschen zu wiederholen. Was bei dem unglaublichen Fleiß, Ehrgeiz und Engagement meiner Kinder ungefähr 20 Minuten pro Tag in Anspruch nahm. Den Rest der Zeit verbrachten die beiden entspannt mit Lego, Pokémon-Karten und Teufelskicker-Hörspiel-CDs und mit ihren Freunden aus der schnell gegründeten Notgruppe. Den Kindern ging es besser denn je, der Hautausschlag des Älteren verschwand auf magische Weise spurlos, und die Notbetreuung aus drei sich abwechselnden Müttern mit Unterstützung einer bezahlten Babysitterin funktionierte dank unerschöpflicher Nudel-Vorräte und in den ersten Tagen noch geöffneter Spielplätze einwandfrei. Ok, als die Notbetreuung in meiner Wohnung stattfand, wurde mit Aquarellkreiden auf die Küchenwand gemalt und das Waschbecken mit Play-Mais und das Klo mit einer ganzen Rolle Klopapier verstopft.

Aber im Großen und Ganzen hatte ich noch fast ein normales Leben und durfte sogar an den Tagen, an denen die anderen Mütter mit Betreuen dran waren, ins Büro. Doch die Situation verschärfte sich. Die Spielplätze wurden geschlossen, Kontaktverbote ausgesprochen, die unsere kleine Notgruppe plötzlich in die Illegalität trieben, und die erste Mutter stieg aus Ansteckungsangst aus.

To be continued…